32. Flößertag nach Finowfurt 2019
Flößerstraße aus Flößerstadt besucht Flößerdorf Finowfurt
Der Finowfurter Flösserverein e.V. lud im 20. Jahr seines Bestehens zum Flößertag ins Internationale Flößerdorf Finowfurt in der wunderschönen Schorfheide nördlich von Berlin (übrigens bereits schon einmal 2005). Zahlreiche Vertreter anderer Flößervereine aus ganz Deutschland waren angereist, darunter auch eine Delegation unseres Vereins unter Leitung unserer Schriftführerin Sabrina und ihrer Familie.
Das Programm der Finowfurter war abwechslungsreich, die Bedeutung der Flüsse und Kanäle für die Region wurde im Rahmen von Vorträgen und Ausflügen bestens präsentiert. Die hohe Bedeutung der Wasserstraßen in dieser Region verdeutlichte den Flößertagteilnehmern unter anderem das Schiffshebewerk Niederfinow im Oder-Havel-Kanal, in den der Finowkanal einfließt. Diese Meisterleistung der Ingenieurskunst wurde eingeweiht 1934 unter Kaiser Wilhelm II. Mit seiner Hilfe können Fracht- und Sportschiffe eine Höhe von 36 Metern nahezu geräuschlos und in nur wenigen Minuten Fahrtzeit überwinden. Und auch nach Berlin ging eine Ausflugsfahrt. Die Teilnehmer des Flößertags fuhren gemeinsam auf der Spree und lernten viel über die Stadt, ihre Geschichte und was man in der Hauptstadt heute noch über die Flößerei weiß.
Neben den Fahrten wurden die Mitglieder der Flößervereine in Vorträgen viel Wissenswertes über die Flößerei auf der Finow vermittelt. Dazu waren kürzlich historische Fotografien aufgetaucht, die eine Fahrt der Flößer durch Eberswalde dokumentieren. Und auch die Holztransporte bis zur Ostsee und darüber wurden beleuchtet. In Archiven hatte der Referent interessante Fakten zusammengetragen, die beschreiben, wie Flöße auf der Ostsee fuhren angetrieben mittels Ankerwurf oder auch angehängt an Segelboote. Es soll sogar ein Floß in Richtung Kopenhagen gefahren sein, doch sei nicht überliefert, ob es dort auch ankam.
Bestandteil des Flößertags ist die Mitgliederversammlung der Deutschen Flößerei-Vereinigung. Wichtiger Tagesordnungspunkt war der aktuelle Stand der Nominierung "Flößerei in Europa" für den UNESCO-Titel "Immaterielles Kulturerbe der Menschheit". Auch ein Teil des Vorstandes wurde gewählt, Dr. Frank Thiel wurde als 2. Vorsitzender bestätigt, wie auch Peter Schröter als Kassenwart sowie Lothar Wagner (Winsen an der Aller), Georg Geiger (Friesen) und Eberhard Seelig (Finowfurt) als Beisitzer.
Weiter stellten die Flößer aus Reinhardshagen (Oberweser) ihre Planung für den 33. Deutschen Flößertag 2020 vor: Die Weserflößer Reinhardsagen e.V. veranstalten dann im kommenden Jahr vom 24. bis 26. Juli 2020 den Deutschen Flößertag und verbinden dieses Treffen mit dem Bau eines Weserfloßes am Weserufer in den historischen Ausmaßen, das am 26. Juli von dort in mehreren Tagesetappen auf die Reise nach Minden verabschiedet wird.
Traditionell findet bei jedem Flößertag auch ein Festabend statt, bei dem sich die Vereine in ihren vielfältigen Trachten präsentieren. In festlichem Rahmen dankten auch heuer die Teilnehmer des Flößertags dem Ausrichter für die viele Mühe und das tolle Programm. Und auch wir überreichten der Vorsitzenden Ramona Berger einen vollgepackten Geschenkkorb.
Über die Flößerei in der Region rund um Finowfurt
Der Transport von Bauholz auf dem Finowkanal und seinen Zuflüssen war für die Region von großer Bedeutung. Diese Wasserstraße, die seit Friedrich dem Großen (1712-1786) Oder und Havel verbindet, hat über 250 Jahre lang eine große Rolle für die Versorgung der Städte, insbesondere von Berlin, mit Holz gespielt. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebte die Flößerei auf dem ältesten schiffbaren Kanal ihren Höhepunkt. Doch mit Ausbau der Bahnlinien verlor die Flößerei auch in dieser Gegend immer mehr an Bedeutung und das alte Handwerk geriet in Vergessenheit. Erst 1996, zum ersten Finowfurter Flößerfest, rückte diese den Ort prägende Tradition wieder ins öffentliche Bewusstsein. 2015 wurde Finowfurt offiziell zum Internationalen Flößerdorf ernannt, am gleichen Tag konnte die Flößergasse an die Öffentlichkeit übergeben werden.
Über den Finowfurter Flösserverein e.V.
Fest im Programm des Finowfurter Flösservereins stehen heute neben der Beteiligung am jährlichen Flößerfest in Finowfurt, dem regelmäßigen Bau und Abbau eines Floßes, unter anderem das Flößerfeuer vor Ostern, Schauflößen und ein Kinderfest. Der Flößerverein, der seit diesem Jahr unter der Leitung von Ramona Berger steht, hat einen Flößerpfad mit Informationstafeln auf dem Weg zu Floßplatz und Flößerhütte aufgestellt. Anlässlich des Vereinsjubiläums wurde der Pfad heuer um eine Tafel erweitert, die die Vereinsgeschichte darstellt. Der Besuch der Flößerhütte und des Flößerpfads war einer der Höhepunkte beim diesjährigen Flößertag.